Kein Geld für Berliner Teststellen: Betreiber warten seit Monaten auf Erstattungen
7 Februar 2025In Berlin spitzt sich die Lage der Corona-Teststellen weiter zu: Viele Betreiber warten seit fast einem Jahr auf ausstehende Zahlungen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV). Trotz erbrachter Leistungen bleiben Rechnungen in Höhe von Hunderttausenden Euro unbeglichen. Die Folgen sind gravierend: Immer mehr Testzentren schließen, weil die Betreiber finanziell nicht mehr durchhalten.
Immer weniger Teststellen in Berlin
Noch vor einem Jahr gab es in Berlin 1181 Testzentren. Mittlerweile sind es nur noch 678, und die Zahl schrumpft weiter. Betreiber, darunter Ärzte, Apotheker und Unternehmer, geben auf, weil sie ihre Kosten nicht erstattet bekommen. In einigen Fällen geht es um ausstehende Summen von bis zu 800.000 Euro. Viele von ihnen haben sich bereits hoch verschuldet, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.
Ein Arzt in finanziellen Schwierigkeiten
Dr. Niels Auhagen (70) betreibt seit Februar 2021 eine Teststelle auf dem Wochenmarkt in Frohnau. Neben seiner regulären Tätigkeit als niedergelassener Arzt hat er 20 Mini-Jobber beschäftigt und nach eigenen Angaben bereits 50.000 Menschen getestet. Doch seine Geduld ist am Ende:
„Die KV schuldet mir 500.000 Euro. Ich habe bereits mein privates Vermögen investiert, um die Löhne und laufenden Kosten zu decken“, erklärt Auhagen. Trotz mehrfacher Nachfragen erhielt er von der KV keinerlei Antwort.
Betreiber zweifeln an der KV
Auch Karim Ghadhab (54) musste zwei seiner vier Teststellen schließen. Er beschreibt den Abrechnungsprozess so: „Wir reichen unsere Zahlen ein, daraufhin erstellt die Kassenärztliche Vereinigung einen Bericht für den Bund. Der Bund zahlt dann die entsprechenden Beträge an die KV.“ Dieser Prozess erfolge ohne große Verzögerung, weshalb Ghadhab keinen Zweifel daran hat, dass die KV über die erforderlichen Gelder verfügt.
„Das bedeutet, dass die KV die Beträge schon seit Monaten erhalten hat, aber nicht an uns weiterleitet“, stellt er fest.
20 Millionen Euro einbehalten?
Dr. Auhagen ist äußerst verärgert: „Die KV hat 20 Millionen Euro einbehalten, die sie bereits vom Bund für unsere Arbeit erhalten hat. Das ist ein Skandal!“ Er und viele andere Betreiber kämpfen mit existenziellen Problemen, während sie auf ihr Geld warten.
Zahnarzt fordert 300.000 Euro
Dr. Ismail Özkanli (49) führte einst 14 Testzentren mit 50 Mitarbeitern. Mittlerweile sind nur noch zwei übrig. Der Grund: Die KV schuldet ihm rund 300.000 Euro. „Ich habe 30 Mal schriftlich nachgehakt und wollte wissen, warum wir nicht bezahlt werden. Doch eine Antwort habe ich nie erhalten“, berichtet er frustriert.
Was ist schiefgelaufen?
Die Betreiber sehen die Ursache des Problems in den sich ständig ändernden Vorgaben. „Vor der Einführung der Testpflicht mussten wir angeben, wie viele Tests wir pro Tag durchführen könnten. Doch dann kam die Anweisung des Senats, die Kapazitäten zu erhöhen“, erklärt Ghadhab.
Viele Testzentren reagierten darauf, investierten in digitale Anmeldesysteme, erweiterten die Öffnungszeiten und stellten mehr Personal ein. „Wir haben bis zu 16 Stunden am Tag gearbeitet. Anstatt der ursprünglich geschätzten 50 Tests täglich waren es schließlich 300. Jetzt weigert sich die KV, die zusätzlichen Tests anzuerkennen“, so Ghadhab.
Die betroffenen Betreiber fordern nun dringend eine Lösung, um ihre finanzielle Lage zu stabilisieren. Andernfalls droht Berlin der vollständige Zusammenbruch der verbliebenen Teststellen.