Das Comeback von Digg: Eine Internetlegende kehrt zurück
5 März 2025Zwei Jahrzehnte nach der Gründung von Digg, einer der ersten gemeinschaftsbasierten Nachrichtenplattformen des Internets, bringt Kevin Rose die Seite zurück – und holt sich dabei ausgerechnet Unterstützung von einem Reddit-Mitbegründer.
Im Sommer 2005 verschickte der Tech-Unternehmer Alexis Ohanian eine E-Mail an seinen Kollegen Steve Huffman mit der alarmierenden Betreffzeile: „Lerne den Feind kennen.“
Der Inhalt der Nachricht bestand aus nur einer Zeile – einem Link zu Digg. Die Plattform war ein von der Community gesteuertes Nachrichtenforum, auf dem Nutzer interessante Artikel und Links teilten und diskutierten. Ohanian und Huffman, die zur selben Zeit Reddit ins Leben gerufen hatten, sahen in Digg einen ernsthaften Konkurrenten – und in dessen Gründer, Kevin Rose, einen direkten Rivalen.
Seitdem sind 20 Jahre vergangen, in denen alle Beteiligten neue Wege eingeschlagen haben. Digg, einst ein Vorreiter im digitalen Nachrichtenaustausch, geriet in Vergessenheit und verschwand beinahe von der Bildfläche.
Doch nun holt Rose sein altes Projekt zurück. Am Mittwoch gab er bekannt, dass er Digg für eine nicht genannte Summe von der digitalen Medienfirma Money Group zurückgekauft hat – mit dem Ziel, es neu aufzubauen und Reddit Konkurrenz zu machen. An seiner Seite steht dabei ausgerechnet Alexis Ohanian, sein einstiger Gegner.
„Es ist der perfekte Zeitpunkt, diese Idee mit frischem Blick anzugehen“, sagte der 48-jährige Rose, mittlerweile Investor bei True Ventures, in einem Interview. Seiner Ansicht nach ist soziale Medien heute so allgegenwärtig, dass es nicht mehr nur einen großen Gewinner geben muss. „Wir müssen Reddit nicht zerstören, um erfolgreich zu sein“, betonte er.
Ein turbulenter Zeitpunkt für Social Media
Die Rückkehr von Digg kommt in einer Zeit, in der sich die sozialen Netzwerke im Umbruch befinden. Elon Musk, der Twitter 2022 übernahm und in X umbenannte, hat die Plattform zunehmend nach seinem eigenen Stil umgestaltet. Meta, die Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, setzt verstärkt auf Videoinhalte, um mit TikTok zu konkurrieren. Reddit, das vor einem Jahr an die Börse ging, hat seine Plattform um spielähnliche Funktionen erweitert, um Nutzer länger zu binden – und so auch die Werbeeinnahmen zu steigern.
Vor diesem Hintergrund sehen Rose und Ohanian die Chance, Digg neu zu erfinden. Ihre Vision: eine Plattform, die den gängigen Problemen sozialer Medien entgegenwirkt und den Fokus wieder auf echte Verbindungen und menschliche Interaktion legt.
„Die Welt hat sich in den letzten Jahren radikal verändert“, sagte der 41-jährige Ohanian, der 2020 aus dem Reddit-Verwaltungsrat ausstieg. „Als Kevin mir erzählte, dass er Digg zurückkauft, dachte ich sofort: ‚Verdammt, können wir das noch einmal schaffen?’“
Digg: Vom Internetpionier zum Neustart
Es gab eine Zeit, in der Digg ganz oben stand. Die Plattform wurde 2004 gegründet und zählte zu einer Reihe früher sozialer Nachrichtenseiten wie Slashdot, del.icio.us und Reddit. Das Konzept: Nutzer sollten selbst bestimmen, welche Inhalte relevant sind, indem sie Artikel und Themen aus dem gesamten Internet kuratierten.
Digg stach durch seine aktive Nutzergemeinschaft hervor. Die Plattform zog Tausende von engagierten Teilnehmern an, die regelmäßig zurückkehrten, um Inhalte zu teilen, zu bewerten und zu kommentieren. Doch mit der Zeit verlor Digg an Bedeutung – nicht zuletzt durch eine Reihe unglücklicher Designentscheidungen und die wachsende Dominanz von Reddit und anderen sozialen Plattformen.
Ob Rose und Ohanian mit Digg 2.0 an alte Erfolge anknüpfen können, bleibt abzuwarten. Doch eines steht fest: In einer Zeit, in der Social Media von Algorithmen, Werbung und Aufmerksamkeitsspannen dominiert wird, könnte ein frischer Ansatz genau das sein, wonach viele Nutzer suchen.